Fokussierte Stoßwellentherapie

Grundlagen der extrakorporalen Stoßwellentherapie

Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) ist ein non-invasives Verfahren zur Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen des muskuloskelettal Systems.

Charakteristisch für eine Stoßwelle ist ein kräftiger, sich räumlich ausbreitender akustischer Impuls mit einer sehr kurzen, wenige Nanosekunden andauernden Anstiegszeit, auf die in nur wenigen Mikrosekunden ein kurzer Unterdruck erfolgt, um dann auf Normaldruck auszupegeln. Die für die ESWT genutzten fokussierten Stoßwellen erreichen ihren Spitzendruck punktgenau im zu behandelnden Gewebe. Als primäre Wirkmechanismen der ESWT werden eine gesteigerte Durchblutung und verbesserter lokaler Stoffwechsel genannt. Die Wirkungsweise auf lebende Gewebe wird in Studien mit der Umwandlung mechanischer Stimuli in biochemische bzw. molekularbiologische Signale begründet.

Die ESWT ist eine Weiterentwicklung analog der Technologie zur Extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL), die akustische Stoßwellen zur Zertrümmerung von Nierensteinen nutzt. Diese Technik gibt es bereits seit vielen Jahren. Im Laufe der Behandlung von hunderttausenden Patienten wurden eigens Maschinen entwickelt, mit dem Ziel, die Stoßwelle für Behandlung des muskuloskelettal Systems zu nutzen. Die extrakorporale Stoßwellentherapie ESWT wurde anfänglich zur Behandlung von Pseudarthrose eingesetzt. Durch den erfolgreichen Einsatz in weiteren Indikationsgebieten bei der Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen des muskuloskelettal Systems nahm die ESWT ihren festen Platz im konservativen Behandlungsspektrum von Ärzten ein.

Heute ist die Weiterentwicklung der ESWT an der Schwelle zur erweiterten Nutzung bei neuen Anwendungsgebieten wie z.B. zur Behandlung von Wundheilungsstörungen bei Diabetikern.

Indikationsspektrum der ESWT

Chronische Schmerzzustände des Bewegungsapparates sind eine der am weitesten verbreiteten Krankheitsformen, die viele hunderttausend Patienten beeinträchtigen. Die Mehrzahl dieser schmerzhaften Zustände werden ausgelöst durch Enthesiopathien, wie z.B. dem Tennisellenbogen, dem Fersensporn oder der sogenannte Kalkschulter. Zunehmend wird auch das myofasziale Schmerzsyndrom (Triggerpunkte) als Ursache diagnostiziert. Die fokussierte ESWT hat sich bei der Diagnose und Behandlung einer Vielzahl von akuten und chronischen Schmerzsyndromen des Bewegungsapparates etabliert.

  • Tennisellenbogen
  • Kalkschulter
  • Golferellenbogen
  • Triggerpunkt- Therapie
  • Oberflächennahe Pseudarthrose
  • Trochanter- Schmerzsyndrom
  • Patellaspitzensyndrom
  • Mediales Tibia-Stress-Syndrom
  • Fasziitis Plantaris
  • Tendinopathien der Achillessehne

Wirksamkeit der fokussierten ESWT

Extrakorporale Stoßwellen sind als ein mechanischer Stressor zu verstehen, der in der Lage ist, biochemische Veränderungen in lebenden Geweben herbeizuführen, die auf molekularer Ebene letzendlich die Genexpression der Zellen beeinflussen und damit, wenn gezielt eingesetzt, eine bestimmte Gewebereaktion hervorrufen können. Dieser Vorgang wird als Mechanotransduktion bezeichnet.

Mechanische Stimuli beeinflussen fast alle zellulären Funktionen lebender Gewebe wie Wachstum, Zelldifferenzierung, Zellmigration, Proteinsynthese, physiologische Apoptose und Gewebenekrose. Neue Studien belegen zudem, dass die ESWT in der Lage ist, die endogene Lubricin Produktion an Sehnen und Sehnenansätzen zu stimulieren.

Eine Vielzahl von wissenschaftlichen Studien und Publikationen, auch unter Nutzung der fokussierten Piezo- Stoßwelle, haben zwischenzeitlich die Wirksamkeit der ESWT und Triggerpunkt Behandlung belegt. Die ESWT ist eine der wenigen medizinischen Technologien, die effektiv chronische Schmerzsyndrome des muskuloskelettal Systems therapieren kann, indem es offensichtlich den Selbstheilungsprozess erneut anstößt.

Behandlungszeitraum, bis die Stoßwellentherapie wirkt

Einige Patientin berichten über eine sofortige oder sehr zeitnahe Verbesserung der Symptome nach der Behandlung. Dieser Effekt ist, in Abhängigkeit von der Indikation, meist nur vorübergehend. Er ist in diesen Fällen in einem analgetischen Effekt begründet, hervorgerufen durch eine Hyperstimulation des Zielgewebes durch die ESWT Behandlung.

 Eine dauerhafte Verbesserung der Symptome kann, in Abhängigkeit von der Diagnose, meist erst einige Tage oder Wochen nach der Behandlung bzw. den Behandlungsintervallen erwartet werden. In vielen Fällen ist es für den Erfolg der Therapie zusätzlich wichtig, die schmerzrelevanten bzw. schmerzauslösenden körperlichen Belastungen auszusetzen oder individuell anzupassen.

 Sicherheit der fokussierten Stoßwelletherapie

 Die fokussierte Stoßwellentechnologie der ESWT wird seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Unzählige Patienten wurden seitdem therapiert. Während dieser Zeit hat sich das Verfahren, von ausgebildeten medizinischen Anwendern genutzt, als äußerst sicher und nahezu nebenwirkungslos erwiesen. Als leichte Nebenwirkungen werden in der Literatur Nervenirritationen, Schmerzverstärkung und Hämatome beschrieben. Letztere sind häufiger der radialen Druckwellen Behandlung zuzurordnen.

Obwohl sich die fokussierte ESWT als äußerst komplikationsarmes Verfahren etabliert hat, muss der medizinische Anwender auf das Verfahren trainiert sein und die Gebrauchsanweisungen genauestens beachten.