Akupunktur

Ursprünglich beheimatet ist die Akupunktur in Asien, insbesondere in China. Aber auch Korea, Japan und Vietnam haben eigene Akupunkturschulen mit langer Tradition. Seit vielen Jahrhunderten bekämpfen dort die Heilkundigen mit ihr erfolgreich Krankheiten und Schmerzen. In unserer westlichen Welt fasste die Akupunktur erst seit einigen Jahrzehnten in verstärktem Umfang Fuß.

Fernöstliche Philosophie sieht alle Lebensvorgänge im Menschen und der gesamten Natur als das geordnete Fließen einer Lebensenergie. Diese Energie zirkuliert im menschlichen Körper in einem System von Kanälen die Meridiane genannt werden. Diese verbindet die inneren Organe und die Körperoberfläche direkt in einer Art Kommunikationsnetz untereinander. Die Meridiane sind zum größten Teil nach inneren Organen benannt. Entlang dieser Meridiane und unmittelbar mit ihnen verbunden finden sich jeweils eine Anzahl bestimmter Körperstellen mit besonderen Eigenschaften - die Akupunkturpunkte.

Solange die Lebensenergie frei zirkulieren kann ist alles in Ordnung und der Mensch ist gesund. Krankheiten jedoch behindern oder blockieren dieses freie Fließen. Mit Akupunktur wird versucht, die Lebensenergie wieder in Fluss zu bringen und damit die Krankheiten zu heilen. Im Laufe der Geschichte fand man heraus, wie die einzelnen Akupunkturpunkte wirken. So wirken manche Punkte schmerzlindernd, wogegen andere eine beruhigende und ausgleichende Wirkung auf die seelische und körperliche Verfassung haben.

Akupunkturpunkte haben in der Regel einen Durchmesser von nur einem Millimeter. Deshalb ist das Auffinden der Punkte nicht einfach. Wichtig ist es auch, dass der Akupunkteur die unterschiedlichen Eigenschaften der Punkte sowie ihre Wirkung und Besonderheiten kennt. In Deutschland wenden über 50.000 Therapeuten die Akupunktur an. Es gibt verschiedene Formen und Richtungen der Akupunktur, die durch eigene Ausbildungsstätten vertreten werden.

Trotz intensiver Forschung weiß man heute immer noch nicht ganz genau, wie die Akupunktur eigentlich wirkt. Im Rahmen der Modellvorhaben wird in Deutschland zurzeit eine groß angelegte Studie durchgeführt, die die Effektivität der Akupunktur bei bestimmten Krankheitsbildern nachweisen soll. Häufig ist die Akupunktur die einzig sinnvolle Behandlungsmethode. Die Erfolgsquote ist ähnlich gut wie in der Schulmedizin mit dem wesentlichen Unterschied, dass die Akupunktur quasi nebenwirkungsfrei ist.

Die bekannteste Art der Akupunktur ist die Nadelakupunktur. Hierzu werden überwiegend Stahlnadeln als Einmalnadeln mit verschiedenen Dicken und Längen verwendet. Da die Nadel in der Regel sehr dünn ist, ist der Einstichschmerz oft nur sehr gering. Es werden in einer Sitzung in der Regel circa 10 bis 15 Nadeln gesetzt. Diese Nadeln bleiben 15 bis 25 Minuten liegen. Während dieser Zeit werden die Nadeln vom Therapeuten mitunter stimuliert. Die Nadelakupunktur wird in der Regel als Körper- oder Ohrakupunktur angewandt. Häufig ist die Ohrakupunktur schneller wirksam, die Körperakupunktur zeigt jedoch oftmals bessere Langzeiterfolge. Die Wahl der Akupunkturart bleibt dem Therapeuten überlassen. Neben der Akupunktur kann auch die sogenannte Moxibustion durchgeführt werden. Hierzu verwendet man meistens Zigarren aus Beifußkraut. Diese Zigarren werden angezündet und glimmen. Hiermit können bestimmte Akupunkturpunkte angewärmt werden. Diese Behandlung ist vor allem zur Eigentherapie durch den Patienten geeignet.

In den letzten Jahren hat die so genannte Laserakupunktur in ihrer Bedeutung zugenommen, da sie völlig schmerzfrei und dennoch wirkungsvoll ist. 

Akupunktur ist keine Wundertherapie. Sie kann dort helfen, wo etwas gestört ist, jedoch nicht Zerstörtes wieder herstellen. Sie ist frei von unerwünschten Nebenwirkungen und damit eine patientenfreundliche Behandlungsmethode. Sie kann Schmerzen lindern, beruhigen, körpereigene Abwehkräfte stimulieren und psychischen Ausgleich schaffen. Viele Erkrankungen der inneren Organe und des Bewegungsapparates können erfolgreich bekämpft werden. Es gibt jedoch auch Erkrankungen, bei denen die Akupunktur keine Wirksamkeit zeigt.

Leider gibt es immer wieder Patienten, deren Beschwerden trotz fachlich durchgeführter Therapie nur schwer oder überhaupt nicht auf Behandlungen ansprechen. In vielen Fällen liegt ein Störherd vor, der den Organismus an der Heilung hindert. Ein Störherd hat auf den ersten Blick mit dem eigentlichen Krankheitsgeschehen nichts zu tun und wird vom Patienten oftmals wenig oder auch gar nicht bemerkt. Sogar mit "schulmedizinischen" Verfahren ist er zunächst häufig nicht auffindbar. Ein Herd kann jedoch so negativ auf den Körper wirken, dass dieser leichter dazu neigt, krank zu werden. Auch eine schon bestehende Krankheit wird daran "gehindert", auf die üblichen, sorgfältig ausgewählten Therapien zu reagieren. Daher kann der Organismus nicht ausheilen. Solche Herde können z.B. sein: tote oder eitrige Zähne, chronisch-entzündete Mandeln, sowie alle sonstigen Entzündungen oder auch eine falsche bakterielle Besiedlung des Darms. Außerdem kann jede Narbe zum Störherd werden, wenn sie z.B. den Energiefluss eines Akupunktur-Meridians stört. Auch Zahnfüll- und Zahnersatzmaterialien sowie verschiedenste Schadstoffe können sich zu einem Störherd entwickeln.

Fallbeispiel: Über 30 Jahre lang litt ein 60-jähriger Patient an rechtsseitigen Unterbauchschmerzen. Alle bis dato durchgeführten Untersuchungen wie Labor, Röntgen und Ultraschall waren unauffällig. Neben vielen anderen Narben fand eine speziell qualifizierte Ärztin bei der Störherduntersuchung eine Narbe am rechten Unterschenkel. Diese Narbe wurde als Störherd identifiziert. Wenn man sich nun den Verlauf des Magenmeridians ansieht, dann kann man den Zusammenhang zwischen der Narbe am rechten Unterschenkel und den rechtsseitigen Unterbauchschmerzen verstehen. Nach traditioneller chinesischer Auffassung, die sich durchaus bei uns im Westen bestätigt, fließt in den Akupunkturmeridianen, die netzförmig den ganzen Körper umhüllen und von dort Verbindung zu den inneren Organen haben, beim Gesunden ein gleichmäßiger Energiestrom, das "Qi". Stellt man sich den Verlauf eines Meridians als Bach vor, dann wird an der Narbe als Unterbrechungsstelle der Energiefluss dieses Meridians, der von oben nach unten läuft, unterbrochen. Oberhalb der Staustelle entsteht ein zuviel an Energie, was sich durchaus im Muskel oder Darmbereich als Krampfneigung äußern kann. Ein solcher Krampf kann im bildgebenden Verfahren nicht gesehen werden, insbesondere, wenn er nicht zum Zeitpunkt der Untersuchung auftritt. Während einer Schmerzattacke wurde die Narbe mit einem Betäubungsmittel lokal unterspritzt, um die Blockade im Meridianverlauf aufzuheben. Nach 30 Sekunden bereits gab der Patient ein Wärmegefühl im rechten Unterbauch an, der Schmerz war verschwunden. Der Erfolg hielt nach der einmaligen Behandlung mehrere Jahre an. Anstatt der Injektion im störenden Bereich der Narbe hätte man auch statt dessen eine Akupunkturnadel setzen können. Sogar am Ohr, am Entsprechungspunkt dieser Narbe, kann der Störherd durch eine Akupunkturnadel ausgeschaltet werden.

Wie wird ein Störherd gefunden?
Vor allem dann, wenn chronische Entzündungen dem Patienten nicht bewusst sind, wenn ein wurzelbehandelter Zahn auch im Röntgenbild unauffällig erscheint und von vielen Narben jede in Betracht kommen könnte, benötigt man ein Testsystem, um unter allen diesen Strukturen den Störherd ausfindig, machen zu können.

Die Akupunktur kann zerstörte Strukturen nicht wiederherstellen, wohl aber gestörte Funktionen wieder harmonisieren. Sie wird in Deutschland vor allem bei Schmerzerkrankungen, z. B. im Bereich der Gelenke und des Rückens, eingesetzt. Darüber hinaus gibt es aber noch eine Reihe weiterer Leiden wie Allergien oder psychosomatische Erkrankungen, die durch die Akupunktur behandelt werden können:

  • Akute und chronische Schmerzen unterschiedlicher Art ( z. B. Wirbelsäule, Gelenke, Kopfschmerzen, Regelschmerzen)
  • Allergien (Heuschnupfen).
  • Funktionelle Leiden wie Magen- und Darmstörungen (z. B. Sodbrennen, Schluckauf, Verstopfung, Durchfall).
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Blutdruckstörungen, Durchblutungsstörungen).
  • Schlafstörungen.
  • Asthma (vor allem allergisches Asthma).
  • Schwangerschaftsbeschwerden (z. B. Erbrechen, niedriger Blutdruck, Ischiasbeschwerden, Steißlage).
  • Geburtsvorbereitung / -einleitung / -erleichterung.
  • Erschöpfungserscheinungen Infektanfälligkeit.
  • Übergewicht.
  • Suchtbehandlungen (z. B. Raucherentwöhnung).
  • Neurologische Erkrankungen (z. B. Tinnitus, Lähmungen, Trigeminusneuralgie, Facialisparese).
  • Urologische Erkrankungen (z. B. Inkontinenz, Impotenz, Reizblase).
  • Psychische Erkrankungen (z. B. leichte Depressionen, Schlafstörungen, Unruhezustände).

Um die Wirkung der Akupunktur zu belegen, wurden in Deutschland große kontrollierte Studien durchgeführt. Die weltweit größten Untersuchungen, die ART- und GERAC-Studie mit mehr als 250.000 Patienten wurden in Deutschland durchgeführt. Sie ergaben, dass Akupunktur bei chronischen Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen (z. B. infolge einer Arthrose) in drei von vier Fällen zu einer deutlichen und lang anhaltenden Schmerzlinderung führt. Die Studien weisen darauf hin, dass Akupunktur bei diesen Beschwerden genauso gut oder sogar besser wirkt als herkömmliche Therapien wie Medikamente, Krankengymnastik oder Massagen. Daraus resultierend hat der Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen (G-BA) die Einführung der Akupunktur als Regelleistung der Gesetzlichen Krankenkassen beschlossen.

Die Akupunktur ist Bestandteil aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen.

Alle gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für folgende Diagnosen:

  • Chronische Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule
  • Degenerative Veränderungen und Beschwerden beider Kniegelenke